Unser Leben dreht sich nicht bloß um Arbeit, Geld, Beruf, Spaß, Vergnügen, u.a. Zum Leben gehört auch die Dimension des Schönen. „Eine neue Kultur des Schönen fördern“, so hieß das Thema eines Einkehrtages für Landfrauen. Die Leitung hatte der Vorsitzende… Simon Strobl aus Kaldorf (u.a). Referent des Vormittages war Pfr. i. R. Pius Schmidt, Hirschberg. Angeregt zu diesem Thema wurde er durch ein Buch des bekannten Leiters des Gebetshauses in Augsburg, Dr. Johannes Hartl, „Eden Culture – Ökologie des Herzens, für ein neues Morgen“. Der Autor dieses Buches wendet sich gegen die derzeitige düstere Zukunftssicht vieler Menschen. Viele ziehen sich zurück auf sich selbst. Der Zusammenhalt in den Dörfern, Gemeinden, Pfarreien nimmt ab. Es gibt viele einsame, entwurzelte Menschen, deren Leben hohl und sinnlos geworden ist. Daneben versucht eine aufwendige Unterhaltungsindustrie und Freizeitgesellschaft die Menschen zu be-spassen. Aber die Seelen bleiben leer; psychische Krankheiten nehmen zu.
Die „Paradise Culture“ sieht drei positive Wege in die Zukunft: a) Gegen den Verlust des Gemeinsinns und des Rückzugs auf sich selbst setzt sie auf eine neue Verbundenheit. b) Gegen die innere Leere in den Seelen der Menschen setzt sie auf die Bedeutung von Sinn im Leben. c)Gegen das vielfältige Hässliche im Leben setzt sie auf die Entdeckung des Schönen. Das Schöne ist eine wichtige Dimension unseres Lebens. Ohne dem Schönen wird unser Leben verkürzt!!
Zunächst versuchte sich der Referent abzusetzen von einem falschen Streben nach Schönheit. Wir sind derzeit umgeben von einem weit verbreiteten Schönheitskult und Jugendwahn. Das ist nicht die Schönheit von der wir heute reden wollen, denn sie ist nur eine äußerliche Schönheit!
Es geht uns in diesem Vortrag um die Entdeckung des Schönen im alltäglichenLeben, im Leben der Familie, im Dorfleben, in der Kirche, im persönlichen Leben. Die Schönheit des Glaubens können wir vor allem auch entdecken in der Liturgie, in den kirchlichen Festen, z. B. in der Liturgie einer schönen Osternacht, im gemeinsamen Beten und Singen des Lobpreises Gottes und in einer guten Gemeinschaft, in der Stille. Der Blick auf das Schöne ist ein Grundzug des biblischen Glaubens. Die Psalmen preisen die Schönheit Gottes und die Schönheit seiner Geschöpfe: „Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes. Vom Werk seiner Hände kündet das Firmament, ein Tag sagt es dem anderen, eine Nacht tut es der anderen kund. Ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme…“ (Ps. 19). Ein Kollege beim Bergwandern im Urlaub sagte mal: „Ich habe heuer zum erstenmal die Schönheit der Schöpfung gesehen.“ Eine Frau auf der Palliativstation fragte mal im Hinblick auf ihren nahen Tod: „Herr Pfarrer, ich möchte Sie was fragen: wie wird mal die Ewigkeit sein - und Gott, an den ich glaube?“ Dem Pfarrer fielen die Worte ein: „Für mich ist die Schönheit der Schöpfung eine leise Vorahnung von der Herrlichkeit Gottes.“
Auch Jesus hatte einen Blick für das Schöne. Er bewundert die Vögel des Himmels und die Lilien auf dem Feld. Er spricht von der Schönheit einer Hochzeit, oder wenn eine Frau ihr Kind zur Welt gebracht hat. Das Dunkle und Hässliche in Leben darf uns nicht hindern, das Schöne zu sehen, das Gott uns von früh bis spät uns auf unseren Lebensweg hinlegt.
Es gibt auch schöne Seelen, die etwas ausstrahlen. Die Liturgie besingt die Schönheit Jesu. Das ist eine andere Schönheit als jene, die wir normalerweise meinen. Es ist nicht die äußere Schönheit, sondern eine innere, die für die leiblichen Augen unsichtbar bleibt. Man braucht Augen, um sie zu sehen. Was macht die Schönheit einer Seele aus? Sie kommt aus dem Inneren. In den Seligpreisungen Jesu wird sie näher beschrieben. Wer arm ist im Herzen und im Geiste, demütig vor Gott und den Menschen, strahlt ein Licht aus. Wer Frieden stiftet, wer in seinem Leben eine Spur des Friedens hinterlässt und die Saat des Friedens aussät, der strahlt ein Licht aus. Wer ein reines Herz hat, wer sein Herz rein hält von allem, was die die Liebe befleckt, strahlt ein Licht aus. Auch über einem treu gelebten christlichen Glauben liegt ein Glanz des Schönen. Es ist der Glanz der Wahrheit und des Guten. Papst Franziskus berichtete einmal von einem Grubenarbeiter in seiner Heimat, der verschmutz und verstaubt am Abend nach Hause kam und der dann voll Freude das Verdienste seiner Familie gab, damit sie für einige Tage wieder davon leben kann. Papst Franziskus sagte: „Über diesem Vater sah ich einen Glanz der Schönheit.“ Ein andermal besuchte er eine ältere Frau, die über ihre Kräfte seit Jahren ihrem Mann pflegte; sie hatte keine Zeit zum Friseur zu gehen. „Diese Frau strahlte eine Schönheit aus.“
(Pius Schmidt, Pfr. i. R.)